Edith Härtel

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Lebensdaten

MädchennameSchuhknecht
VornamenEdith Phillippine Agnes
Geboren8.10.1916 in Berlin-Weißensee
Konfession
Ev.
Gestorben15.11.2005 in Waldenbuch
BerufHausfrau
VaterPaul Schuhknecht
MutterGabriele Zavrascek
GeschwisterHenny Teitge (Halbschwester väterlicherseits)
Verheiratet24. November 1936 in Potsdam
EhemannFritz Walter Härtel
KinderPeter, Helga, Wolfgang und Inge

Lebenslauf

Edith, Philippine, Agnes Schuhknecht wurde am 8. Oktober 1916 in Berlin geboren. Ihre Mutter Gabriele starb nach der Geburt, und so brachte sie ihr Vater, Paul Schuhknecht, zu seiner Mutter Philippine und den dort lebenden vierTanten nach Mühlhausen i. Thüringen, wo sie in der Oberen Rathstraße Nr.7 lebte. Hier, in Mühlhausen, ging sie zur Schule und ins Lyzeum und erlebte neben der Zuneigung ihrer Großmutter Philippine viele große Familienfeiern und unvergessliche Brunnen- und Kirmesfeste, die für Mühlhausen typisch sind.

Aus der kleinen Edith war so langsam ein hübsches junges Mädchen geworden, die auch so manchen jungen Mann den Kopf verdrehte. Sie war flügge geworden und ging hinaus in die weite Welt. So konnte man es damals schon nennen, denn ein Zeitungsinserat ließ sie von Thüringen nach Schlesien gehen. Nun war sie mit ihren 18 Jahren wieder auf sich selbst gestellt.

In Striegau lernte sie Fritz Walter Härtel, ihren späteren Ehemann kennen. Er was beharrlich, zuverlässig und stellte mit seinen 25 Jahren schon etwas dar. Er hatte eine eigene Steuerberatungspraxis und siehe da, er eroberte mit seiner Beharrlichkeit Ediths Herz.

Am 28. November 1936 heirate sie in Potsdam in der Nikolaikirche.

In Striegau hatte Edith nun endlich ein eigenes Heim. Am 20. April 1937 kam dann der erste Sohn, Peter, zur Welt. Viel Geselligkeit mit Freunden und Hausmusik (Walter spielte Geige) haben diese Jahre geprägt. Leider kam der Krieg immer näher. Am 1. November 1941, bereits im Krieg, kam die Tochter Helga zur Welt.  Wolfgang wurde am 18. Juni 1944 geboren, da war der Vater schon im Felde. Anfang Februar 1945 kamen die Russen nach Schlesien. Eine schwere Entscheidung musste die junge Mutter für ihre Familie treffen: Die Flucht. Mit Kinderwagen , ein wenig Habseligkeiten, den 3 kleinen Kindern und der Oma Bertha verließen sie Schlesien in Richtung Thüringen in einem Güterwagen. In Jena bei Tante Agnes war die erste Zuflucht.

Als der Vater aus der Gefangenschaft kam, war die Familie nach Eisenberg/Thüringen umgesiedelt. Hier waren die ersten Jahre von vielen Entbehrungen gezeichnet: Hamstern gehen, die letzten Wertsachen für etwas Brot oder Milch, Kartoffeln hergeben. Edith war stets ein geselliger, lustiger Mensch und so fand sie in Eisenberg auch gleich Anschluss. Sie ging in den Gesangsverein und trotz schlechter Zeiten wurden Konzerte, Operetten und viele Feste veranstaltet. Ihr Walter hatte inzwischen wieder eine Steuerberaterpraxis aufgebaut und es wurde auch wieder viel Hausmusik gemacht.

Edith war eine perfekte Gastgeberin. Neben ihrem Organisationstalent, ihrem Charme verwöhnte sie ihre Gäste und ihre Familie mit ihren Kochkünsten, die sowohl die thüringische als auch die schlesische Küche umfasste. Ihre Frohnatur äußerte sich einerseits in ihrer Liebe zum Gesang sowie ihrem Faible für die heiteren Verse von Eugen Roth. So hatte sie zu jeder Gelegenheit ein passendes Gedicht aus „Ein Mensch….“ parat.

Am 24. Januar 1956, kam Inge – als  Nachzügler von insgesamt vier Kindern, zur Welt.

Die Weihnachtsfeste in Eisenberg waren immer sehr schön. Edith hatte immer für jeden eine Überraschung. Die Geschenke der Kinder waren meistens Handarbeiten, Laubsägearbeiten oder 1 Stück der billigsten Seife. Die friedliche Weihnachtsstimmung die Edith verbreitete wird uns allen unvergesslich bleiben.

Die letzte große Reise aus Thüringen – die Flucht in den Westen – die uns zunächst nach West-Berlin führte war nicht freiwillig. Es folgte ein vierwöchiger Aufenthalt im Flüchtlingslager in Berlin Marienfelde sowie unser erster gemeinsamer Flug nach Stuttgart.

Unsere erste Bleibe war das Hotel Waldhorn in Stuttgart-Degerloch. Jetzt hieß es Arbeit suchen, Geld verdienen, wöchentlichen Finanzplan aufstellen, wöchentlicher Luftmatratzenwechsel, Muttis Schnäppchen aus der Silberburgstraße und viele viele Gänsebraten von Tengelmann.

Der Wohlstand war nicht mehr aufzuhalten. In der Möhringer Landstraße war der erste gebrauche Daimler 180 D fällig. Die Jungfernfahrt – natürlich mit gesamter Sippe und nach fast 20 jähriger Fahrpause – absolvierte der Vati mit Bravour und wir mit Kopfschmerzen.

Die Zeiten wurden wieder normaler und so fand auch unsere Oma Bertha aus Zwickau bei uns wieder ein neues Zuhause mit eigenem Zimmer und Bügelbrett.

Inge wurde im Kindergarten zur Schwäbin geschult – der erste Schwabe in der Familie. Die Familie vergrößerte sich, die Kinder heirateten und Edith bekam 7 Enkelkinder und eine Urenkelin – weitere Schwaben!

Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden wurde mit dem Umzug nach Musberg erfüllt. Dazu kam noch der Kauf der Ferienwohnung in dem schönen Hindelang, wo sie viele schöne gemeinsame Tage zusammen mit ihren Freunden verbringen konnten.

Ediths geliebter Walter verstarb nach kurzer Krankheit am 4. September 1995. In den Jahren danach hat Edith in Waldenbuch eine neue Heimat gefunden. Im Hause ihres Sohnes Wolfgang wurde sie liebevoll von Ihrer Schwiegertochter Anneke über mehrer Jahre hinweg versorgt und anschließend auch gepflegt. Als sich ihr Gesundheitszustand zunehmend verschlechterte verbrachte sie ihr letztes Lebensjahr bis zu Ihrem Tode am 15. November 2005 im Altenpflegeheim Haus an der Aich in Waldenbuch.grabstein300webAuf dem Friedhof in Leinfelden-Echterdingen/Musberg teilt sie sich zusammen mit Ihren Mann ein Urnengrab.

 

 Lebensbilder

 Lebensgeschichten

 Angst vorm Nikolaus

Ich war erst vier Jahre alt und wurde von Großmutter und Tanten gehegt und gepflegt. Meine Mutter war bei meiner Geburt gestorben, so brachte mich mein Vater zur Oma und den fünf dort lebenden jungen Tanten. Ich war ein aufgewecktes Kind und so durfte ich am Nikolaustag von der einen Tante, die ich besucht hatte, allein nach hause gehen.

Es wurde aber dunkel und ich starb vor Angst vor dem Nikolaus. Ich war in meiner Straße angekommen, traute mich aber nicht über Straße, denn jeden Augenblick konnte ja der Nikolaus kommen! So ging ich einfach weiter und in das mir bekannte Seifengeschäft. „Darf ich hierbleiben“ fragte ich. Ich durfte, aber zu hause war der Teufel los. Wo ist das Kind?

Die Tanten waren gekommen – mit Nikolausmännern aus Schokolade und Marzipan – ja aber wo ist das Kind? Bis endlich Geschäftsschluss war und mich jemand nach hause brachte.

Die Freude war groß, und ich kann es bis heute nicht vergessen.
(von Edith Härtel im Alter von 81 Jahren niedergeschrieben. Hier das handschriftliche Original.)

 

Oma’s gesammelte Sprüche aus 1999

  • Sauerkraut, wie lieb ich Dich doch, Du räumst den Magen und das Loch.
  • Meine Freundin in München! Lebt sie noch oder nicht? Aber jetzt kann sie mir den Buckel runterrutschen!
  •  Zu Wolfgang, der im Sessel mit offenem Hosenladen sitzt: „Offengestanden gefällt mir Deine Hose besser!“
  • Oma räuspert sich. Darauf Anneke:“ Trink mal ‘nen Schluck Tee, damit der Hustenreiz weggeht!“ Oma erwidert: „Das ist der einzige Reiz, den ich noch habe, der Hustenreiz“!
  • Das Leben ist nicht leicht, wenn man im fünften Stock wohnt und mit Gewichten handelt!
  • Wenn man sich wäscht mit einem Schwamm, wird man so weiß wie ein Lamm.
  • Ich sitze da wie Schneiders Speck, und wer mich lieb hat holt mich weg.
  • Pfeifende Mädchen und Hähne die krähen, muß man beizeiten die Hälse umdrehen.